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Der Klang des Orchesters

Martin Gut`s Der Klang des Orchesters



Abstract:

Martin Guts Projekt „der Klang des Orchesters“ fragt nach der Identität eines Kollektivs, wie es sich bildet und welche Rollen ein Individuum darin spielen kann.


Anhand der Musikalität des Orchesters bzw. seiner Protagonisten wird ein Experiment gewagt, indem ein Prozess der kulturellen Findung einer möglichen Gesellschaft hörbar wird, ein Kampf nach Harmonie.


Das Konzert wird schliesslich, als Klangerlebnis in totaler Dunkelheit installativ im Museum „gezeigt“.



Beschreibung:

In der „weltlichen Musik“ versteht man unter „Coverbands“ keine Künstler, sondern im besten Fall Musikanten. Ihre Daseinsberechtigung ist einzig dem Liveerlebnis geschuldet, ein musikalischer oder künstlerischer Mehrwert ist ausgeschlossen. Ihre Identität ist ein Plagiat. Anders in der „orchestralen Musik“. Der musikalische, künstlerische und kulturelle Wert wird bereits in den Bezeichnungen „Hochkultur“ und „Ernste Musik“ prophezeit, obwohl nur ein bestehendes Werk unter Coaching, Anweisung und Zeichengebung eines Dirigenten in Klang übersetzt wird. Und selbst dann, wenn dies bereits x-mal von anderen Dirigenten, an anderen Orten, mit anderen Musikern gemacht wurde. Dabei spielt ein Kollektiv von Musikern mit maximalen musikalischen Fähigkeiten und Ausbildung nur ein Werk eines einzelnen Komponisten. Neben dem Interpretieren und Covern existieren aber auch schöpferische Möglichkeiten wie Songwriting oder Improvisation. Jedoch scheint die einzige Daseinsberechtigung für ein Orchester die Interpretation und dieser Umstand wird nicht hinterfragt. Deshalb ist es Zeit dies zu tun.


Wir fragen uns, wie das Orchester wirklich klingt, was seine wirkliche Identität ist - nämlich dann, wenn es ganz sich selbst ist – quasi sich selbst spielt?


„Der Klang des Orchesters“ ist nicht nur ein musikalisches, sondern vorallem ein psycho- und soziologisches Experiment.


Es geht um das Individuum im Kollektiv, und das Kollektiv gegenüber dem Einzelnen bzw. wie sich Ordnung in der Kultur (spontan) bildet.




Folgende Fragestellungen werden mit der Arbeit angesprochen:

  • Braucht ein grösseres Kollektiv mehr ordnende Hirarchie als ein kleines Kollektiv?
  • Braucht es eine Leitfigur oder einen Leitklang, an welchem sich die anderen Musiker orientieren können?
  • Wird ein eingeschlagener Weg auf Teufel komm raus ausgelutscht oder wer wagt den Bruch?
  • Wie viel Rücksichtnahme ist spür- und hörbar?
  • Wird auf einmal ein Gassenhauer à la „kleine Nachtmusik“ angespielt und wieder verworfen?
  • Ist das Resultat eins zu eins das eines Orchesters beim Stimmen der Instrumente bzw. die Anarchie?
  • Lassen sich Menschen auf solche Experimente ein?



  • das Konzert

    Das Orchester wird angewiesen, ein Konzert über 45 Minuten zu spielen, welches als künstlerisches Experiment angelegt ist. Dabei sollen sie ohne Noten versuchen die Weisungen des Dirigenten musikalisch umzusetzen. Als Dirigent fungiert der Künstler Martin Gut. Dies gibt dem Orchester einen gewissen Halt im Sinne einer Verantwortungs-delegation, überlässt es jedoch trotzdem maximal sich selbst, auch weil Martin Gut keine Ahnung vom Dirigieren hat.


    die Installation in einem Kunstraum

    Für die Installation wird das Konzert mittels vier Mikrophonen quadrofonisch aufgezeichnet. Die Installation ist schliesslich ein schwarzer Raum ohne Licht, man sieht nichts, weiss nicht ob schon jemand sich im Dunkeln befindet. Aus allen vier Richtungen klingt dieselbe „Musik“, das Konzert. Man kann sich im Raum auf und ab bewegen, hört je nach Position mal das eine Instrument besser, mal das andere.


    Der Blackcube wird zum Klangraum und der Kampf der einzelnen mit den Harmonien des Orchesters wird in der Blindheit des Raums spürbar.